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Übers Schreiben
Als ich mit 14 mein erstes Buch von Stephen King gelesen habe – ES – hat mich das gelinde gesagt sehr beeindruckt. Und eine Weile wurde King zu einem meiner großen Vorbilder, ehe Tolkien und andere Autoren ihn allmählich zurückdrängten. Mein erster Roman, ebenfalls mit 14 begonnen, war stark von Stephen King geprägt.
Von daher ist es nur angemessen, dass ich mich bei der Frage nach Tipps für Autoren an meinem ersten Vorbild orientiere. Ich kenne sein berühmtes "On Writing" leider nur in Auszügen (dabei belegt es auf dieser Komplettliste seiner 64 Bücher, die neulich durchs Internet ging, den zweiten Platz), aber auf Open Culture gab es die folgende schöne Zusammenfassung, die ich an dieser Stelle kommentieren möchte.
1. First write for yourself, and then worry about the audience. “When you write a story, you’re telling yourself the story. When you rewrite, your main job is taking out all the things that are not the story.”
Diesem Ratschlag kann ich mich vorbehaltlos anschließen. Ich denke beim Schreiben nie an das Publikum, selbst beim Überarbeiten nur am Rande. Es ist bei der Rohfassung schwierig genug, den eigenen Vorstellungen gerecht zu werden. Beim Überarbeiten dann alles zu streichen, was nicht zur Geschichte gehört, bringt es auf den Punkt. Häufig erkenne ich erst da, was wirklich der Kern eines Kapitels ist. Im selben Zug, indem ich Überflüssiges streiche, betone ich dann auch die relevanten Motive.
2. Don’t use passive voice. “Timid writers like passive verbs for the same reason that timid lovers like passive partners. The passive voice is safe.”
Dieser Ratschlag gilt vor allem, wenn man auf Englisch schreibt, aber auch auf Deutsch klingt "Die Wucht der Explosion riss ihn zu Boden" fetziger als "er wurde von der Wucht der Explosion zu Boden gerissen." Letztlich kommt es aber auf Perspektive, Tempo, Atmosphäre an.
3. Avoid adverbs. “The adverb is not your friend.”
Das halte ich für eine reine Geschmacksfrage, auch im Englischen. Viele Autoren, von Hemingway bis King, sind Feinde des Adjektivs oder Adverbs. Ich bin das nicht, im Gegenteil. Was man meines Erachtens vermeiden sollte, sind tautologische oder inhaltsleere Häufungen ("die dunkle, finstere Nacht"), aber selbst das ist nicht verboten, wenn die Betonung einen Zweck verfolgt (etwa, um die Angst eines kleinen Kindes zu untersteichen, dem gerade die Taschenlampe starb).
4. Avoid adverbs, especially after “he said” and “she said.”
Inquits funktionieren im Englischen anders als im Deutschen. Mein Eindruck ist der, dass englische Muttersprachler diese beiden kurzen Silben gerne sehen, um sie dann zu übersehen. In Übersetzungen streiche ich meist 30-50% ersatzlos. Wo sie im Deutschen aber stehen, vertragen sie durchaus auch ein Adverb ("sagte sie fröhlich", "sagte er zögerlich").
5. But don’t obsess over perfect grammar. “The object of fiction isn’t grammatical correctness but to make the reader welcome and then tell a story.”
Hier bin ich anderer Ansicht. Sich darauf zu verlassen, dass der Korrektor es schon richten wird, ist faul und auch ein bisschen prätentiös. Wenn ich als Musiker ein Demo einspiele, versuche ich schließlich auch, die richtigen Noten zu treffen. Kein Leser hat sich durch übersehene Fehler jemals zuhause in einer Geschichte gefühlt.
6. The magic is in you. “I’m convinced that fear is at the root of most bad writing.”
Wem es hilft, daran zu glauben, dass sein Innenleben voller Magie ist, soll das gerne tun. Angst vor Fehlern ist in jedem Falle selten hilfreich.
7. Read, read, read. ”If you don’t have time to read, you don’t have the time (or the tools) to write.”
Viele Autoren, die ich kenne, finden nicht mehr sehr viel Zeit zum Lesen. Ich selbst lese deutlich weniger als früher, bin aber auch schwerer zu beeindrucken als damals. Was ich für unabdingbar halte, ist die Kenntnis eines gewissen Kanons, egal, wie man diesen für sich definiert. Man sollte auf jeden Fall wissen, was es alles gibt, aber man muss nicht alles im Detail kennen. Davon abgesehen kann etwas Mut zur Lücke auch hilfreich sein. Ich kenne umgekehrt große Leser, die sich kaum trauen, selbst zu schreiben, weil sie denken, dass sowieso schon alles gesagt wurde. Vielleicht haben sie recht, aber das hilft einem auch nicht weiter.
8. Don’t worry about making other people happy. “If you intend to write as truthfully as you can, your days as a member of polite society are numbered, anyway.”
Ich bin mir nicht sicher, was King damit meint, aber andere Leute glücklich zu machen und in seiner Prosa "wahrhaftig" zu sein scheinen mir beides furchtbare Ratschläge, von daher kann man das getrost vergessen.
9. Turn off the TV. “TV—while working out or anywhere else—really is about the last thing an aspiring writer needs.”
Ich kenne niemanden, der vor der Glotze schreibt, von daher Zustimmung.
10. You have three months. “The first draft of a book—even a long one—should take no more than three months, the length of a season.”
Das ist eine Verallgemeinerung, die allenfalls gilt, wenn man so wie King mit viel Routine schreibt. Je nach Länge, Anspruch und Lebensumständen kann das komplett variieren.
11. There are two secrets to success. “I stayed physical healthy, and I stayed married.”
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Texte, die in Zeiten entstanden, in denen es mir schlecht ging, durchaus gut sein können. Vor allem, wenn man felsenfest davon überzeugt ist, eine Geschichte um jeden Preis erzählen zu müssen. Vernünftig oder nachahmenswert ist das aber nicht, und der Leser merkt meist sowieso keinen Unterschied (Texte aus Zeiten, in denen es mir gut ging, können genauso gut sein). Wenn man regelmäßig und für den Lebensunterhalt schreibt, so wie King, ist es auf jeden Fall ratsam, zuerst an Gesundheit und etwas Harmonie zu denken, ehe man sich in etwas verrennt.
12. Write one word at a time. “Whether it’s a vignette of a single page or an epic trilogy like ‘The Lord of the Rings,’ the work is always accomplished one word at a time.”
Dies ist ein Rat, den ich mit 14 ohne zu zögern unterschrieben hätte, und heute ablehne. Tatsächlich finde ich, dass man als junger Autor nicht zu viel Zeit mit Plotten verschwenden und sich ruhig erst mal treiben lassen sollte. Man muss aber auch damit leben, dass man die ersten tausend Seiten seiner Karriere für die Tonne schreibt. Je mehr Erfahrung man sammelt, desto besser lernt man auch Plotten. Irgendwann geht es bei den meisten Autoren dann nicht mehr ohne, schon weil die Selbstansprüche steigen oder die Zeitplanung komplizierter wird. Aber man lernt ja auch erst Werfen und dann Jonglieren.
13. Eliminate distraction. “There’s should be no telephone in your writing room, certainly no TV or videogames for you to fool around with.”
Das stimmt natürlich, wobei jeder selbst herausfinden muss, was ihn ablenkt. Mich lenkt Internet zum Beispiel schrecklich ab, Musik dagegen hilft.
14. Stick to your own style. “One cannot imitate a writer’s approach to a particular genre, no matter how simple what that writer is doing may seem.”
Ich glaube, dass kaum ein Autor beurteilen kann, ob er so etwas wie einen Stil überhaupt besitzt, und wie dieser aussieht. In der Regel wird der Glaube an die Einzigartigkeit eines "Stils" gnadenlos überbewertet, und ich imitiere oder emuliere den echten oder vermeintlichen Stil meiner Vorbilder sogar sehr häufig; teils, weil ich es für eine völlig legitime Technik halte, teils, weil im Ergebnis meist ohnehin etwas anderes, Drittes dabei herauskommt. Oder wie Barneby in den "Magiern von Montparnasse" es ausdrückt: Eigener Stil ist nur das Ergebnis gescheiterter Imitatio.
15. Dig. “Stories are relics, part of an undiscovered pre-existing world. The writer’s job is to use the tools in his or her toolbox to get as much of each one out of the ground intact as possible.”
Das ist ein schönes Bild. Ich vergleiche es meist eher mit dem Prozess des Zeichnens: Die Rohfassung ist nur eine Skizze, in der man alles Mögliche sehen kann und viele Striche auch noch stören. Im Zuge des Überarbeitens radiere und verbessere ich so lange daran herum, bis das Bild klar ist, die Linien kraftvoll sind, die Details am richtigen Platz sitzen (siehe auch mein Kommentar zu Punkt 1). Viele Autoren werfen das Bild manchmal weg und beginnen von vorn. Ich tue das nicht. Ich arbeite immer mit der ersten Skizze, die ich habe, auch wenn das heißt, manchmal endlos zu korrigieren, bis das Bild endlich fertig ist.
16. Take a break. “You’ll find reading your book over after a six-week layoff to be a strange, often exhilarating experience.”
Wenn man die Zeit dazu hat, ist das immer ein guter Rat. Man muss aber auch wissen, wann das Buch fertig ist (oder, wie die alte Redensart sagt, aufgegeben wird). Wenn man zu viel Abstand gewinnt, läuft man Gefahr, nicht mehr "drin" zu sein und auf einmal etwas Neues in der Geschichte sehen zu wollen, was aber nicht in ihr angelegt war. Ich mache selten Pausen von mehr als zwei Wochen und merke dann schon, dass es ein, zwei Tage dauert, bis ich mich wieder eingearbeitet habe.
17. Leave out the boring parts and kill your darlings. “(kill your darlings, kill your darlings, even when it breaks your egocentric little scribbler’s heart, kill your darlings.)”
Der erste Teil stimmt natürlich, der zweite aber ist ein weiterer Rat, der meiner Meinung nach maßlos überstrapaziert wird. Manchmal habe ich den Eindruck, dass "erfahrenere" Autoren unerfahrene Kollegen damit beeindrucken oder schockieren wollen. Gerade Kritiker bringen diesen Satz äußerst gerne an, um sich nicht die Mühe machen zu müssen, zu begreifen, wieso eine bestimmte Szene oder Figur dem Autor überhaupt so wichtig erscheint. Anders gesagt: Darlings sind nicht ohne Grund Darlings, und ich vermeide ihren Tod stets, wo ich kann. Fast würde ich sagen, wenn die Geschichte erfordert, einen Darling zu streichen, dann stimmt etwas mit der Geschichte nicht. Ich habe schon Tage und Wochen damit verbracht, eine Geschichte so lange zurechtzubiegen, bis einer meiner Darlings einen schönen und sicheren Platz darin fand. Häufig beginnt eine Idee für mich mit einer absurd komplizierten Schlüsselszene oder einem bestimmten Lieblingsmotiv, und ein Großteil des Arbeitsprozesses besteht darin, die passende Geschichte außenrum zu bauen.
18. The research shouldn’t overshadow the story. “Remember that word back. That’s where the research belongs: as far in the background and the back story as you can get it.”
Das ist in der Regel richtig. Manchmal ist ein gepflegter Infoblock auch etwas Schönes, aber in der Regel gewinnt die Geschichte, wenn die harten Fakten nur zwischen den Zeilen hindurchschimmern. Für die "Magier von Montparnasse" habe ich wochenlang Details recherchiert, manchmal nur, um sie in einem einzigen Nebensatz zu nennen.
19. You become a writer simply by reading and writing. “You learn best by reading a lot and writing a lot, and the most valuable lessons of all are the ones you teach yourself.”
Das ist in der Tat einer der besten Ratschläge, die mir Freunde je machten, und gilt für alles, was man sich als Ziel steckt. Wenn man Musiker werden will, fängt man eben an, sich wie einer zu benehmen, und die Dinge zu tun, die Musiker tun. Keinen interessiert, für was man sich hält. Für andere Menschen zählt immer nur, was man tut.
20. Writing is about getting happy. “Writing isn’t about making money, getting famous, getting dates, getting laid or making friends. Writing is magic, as much as the water of life as any other creative art. The water is free. So drink.”
Alles, was man tut, sollte man deshalb tun, weil man es will. Was einen nicht glücklich macht, sollte man lassen.
Von daher ist es nur angemessen, dass ich mich bei der Frage nach Tipps für Autoren an meinem ersten Vorbild orientiere. Ich kenne sein berühmtes "On Writing" leider nur in Auszügen (dabei belegt es auf dieser Komplettliste seiner 64 Bücher, die neulich durchs Internet ging, den zweiten Platz), aber auf Open Culture gab es die folgende schöne Zusammenfassung, die ich an dieser Stelle kommentieren möchte.
1. First write for yourself, and then worry about the audience. “When you write a story, you’re telling yourself the story. When you rewrite, your main job is taking out all the things that are not the story.”
Diesem Ratschlag kann ich mich vorbehaltlos anschließen. Ich denke beim Schreiben nie an das Publikum, selbst beim Überarbeiten nur am Rande. Es ist bei der Rohfassung schwierig genug, den eigenen Vorstellungen gerecht zu werden. Beim Überarbeiten dann alles zu streichen, was nicht zur Geschichte gehört, bringt es auf den Punkt. Häufig erkenne ich erst da, was wirklich der Kern eines Kapitels ist. Im selben Zug, indem ich Überflüssiges streiche, betone ich dann auch die relevanten Motive.
2. Don’t use passive voice. “Timid writers like passive verbs for the same reason that timid lovers like passive partners. The passive voice is safe.”
Dieser Ratschlag gilt vor allem, wenn man auf Englisch schreibt, aber auch auf Deutsch klingt "Die Wucht der Explosion riss ihn zu Boden" fetziger als "er wurde von der Wucht der Explosion zu Boden gerissen." Letztlich kommt es aber auf Perspektive, Tempo, Atmosphäre an.
3. Avoid adverbs. “The adverb is not your friend.”
Das halte ich für eine reine Geschmacksfrage, auch im Englischen. Viele Autoren, von Hemingway bis King, sind Feinde des Adjektivs oder Adverbs. Ich bin das nicht, im Gegenteil. Was man meines Erachtens vermeiden sollte, sind tautologische oder inhaltsleere Häufungen ("die dunkle, finstere Nacht"), aber selbst das ist nicht verboten, wenn die Betonung einen Zweck verfolgt (etwa, um die Angst eines kleinen Kindes zu untersteichen, dem gerade die Taschenlampe starb).
4. Avoid adverbs, especially after “he said” and “she said.”
Inquits funktionieren im Englischen anders als im Deutschen. Mein Eindruck ist der, dass englische Muttersprachler diese beiden kurzen Silben gerne sehen, um sie dann zu übersehen. In Übersetzungen streiche ich meist 30-50% ersatzlos. Wo sie im Deutschen aber stehen, vertragen sie durchaus auch ein Adverb ("sagte sie fröhlich", "sagte er zögerlich").
5. But don’t obsess over perfect grammar. “The object of fiction isn’t grammatical correctness but to make the reader welcome and then tell a story.”
Hier bin ich anderer Ansicht. Sich darauf zu verlassen, dass der Korrektor es schon richten wird, ist faul und auch ein bisschen prätentiös. Wenn ich als Musiker ein Demo einspiele, versuche ich schließlich auch, die richtigen Noten zu treffen. Kein Leser hat sich durch übersehene Fehler jemals zuhause in einer Geschichte gefühlt.
6. The magic is in you. “I’m convinced that fear is at the root of most bad writing.”
Wem es hilft, daran zu glauben, dass sein Innenleben voller Magie ist, soll das gerne tun. Angst vor Fehlern ist in jedem Falle selten hilfreich.
7. Read, read, read. ”If you don’t have time to read, you don’t have the time (or the tools) to write.”
Viele Autoren, die ich kenne, finden nicht mehr sehr viel Zeit zum Lesen. Ich selbst lese deutlich weniger als früher, bin aber auch schwerer zu beeindrucken als damals. Was ich für unabdingbar halte, ist die Kenntnis eines gewissen Kanons, egal, wie man diesen für sich definiert. Man sollte auf jeden Fall wissen, was es alles gibt, aber man muss nicht alles im Detail kennen. Davon abgesehen kann etwas Mut zur Lücke auch hilfreich sein. Ich kenne umgekehrt große Leser, die sich kaum trauen, selbst zu schreiben, weil sie denken, dass sowieso schon alles gesagt wurde. Vielleicht haben sie recht, aber das hilft einem auch nicht weiter.
8. Don’t worry about making other people happy. “If you intend to write as truthfully as you can, your days as a member of polite society are numbered, anyway.”
Ich bin mir nicht sicher, was King damit meint, aber andere Leute glücklich zu machen und in seiner Prosa "wahrhaftig" zu sein scheinen mir beides furchtbare Ratschläge, von daher kann man das getrost vergessen.
9. Turn off the TV. “TV—while working out or anywhere else—really is about the last thing an aspiring writer needs.”
Ich kenne niemanden, der vor der Glotze schreibt, von daher Zustimmung.
10. You have three months. “The first draft of a book—even a long one—should take no more than three months, the length of a season.”
Das ist eine Verallgemeinerung, die allenfalls gilt, wenn man so wie King mit viel Routine schreibt. Je nach Länge, Anspruch und Lebensumständen kann das komplett variieren.
11. There are two secrets to success. “I stayed physical healthy, and I stayed married.”
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Texte, die in Zeiten entstanden, in denen es mir schlecht ging, durchaus gut sein können. Vor allem, wenn man felsenfest davon überzeugt ist, eine Geschichte um jeden Preis erzählen zu müssen. Vernünftig oder nachahmenswert ist das aber nicht, und der Leser merkt meist sowieso keinen Unterschied (Texte aus Zeiten, in denen es mir gut ging, können genauso gut sein). Wenn man regelmäßig und für den Lebensunterhalt schreibt, so wie King, ist es auf jeden Fall ratsam, zuerst an Gesundheit und etwas Harmonie zu denken, ehe man sich in etwas verrennt.
12. Write one word at a time. “Whether it’s a vignette of a single page or an epic trilogy like ‘The Lord of the Rings,’ the work is always accomplished one word at a time.”
Dies ist ein Rat, den ich mit 14 ohne zu zögern unterschrieben hätte, und heute ablehne. Tatsächlich finde ich, dass man als junger Autor nicht zu viel Zeit mit Plotten verschwenden und sich ruhig erst mal treiben lassen sollte. Man muss aber auch damit leben, dass man die ersten tausend Seiten seiner Karriere für die Tonne schreibt. Je mehr Erfahrung man sammelt, desto besser lernt man auch Plotten. Irgendwann geht es bei den meisten Autoren dann nicht mehr ohne, schon weil die Selbstansprüche steigen oder die Zeitplanung komplizierter wird. Aber man lernt ja auch erst Werfen und dann Jonglieren.
13. Eliminate distraction. “There’s should be no telephone in your writing room, certainly no TV or videogames for you to fool around with.”
Das stimmt natürlich, wobei jeder selbst herausfinden muss, was ihn ablenkt. Mich lenkt Internet zum Beispiel schrecklich ab, Musik dagegen hilft.
14. Stick to your own style. “One cannot imitate a writer’s approach to a particular genre, no matter how simple what that writer is doing may seem.”
Ich glaube, dass kaum ein Autor beurteilen kann, ob er so etwas wie einen Stil überhaupt besitzt, und wie dieser aussieht. In der Regel wird der Glaube an die Einzigartigkeit eines "Stils" gnadenlos überbewertet, und ich imitiere oder emuliere den echten oder vermeintlichen Stil meiner Vorbilder sogar sehr häufig; teils, weil ich es für eine völlig legitime Technik halte, teils, weil im Ergebnis meist ohnehin etwas anderes, Drittes dabei herauskommt. Oder wie Barneby in den "Magiern von Montparnasse" es ausdrückt: Eigener Stil ist nur das Ergebnis gescheiterter Imitatio.
15. Dig. “Stories are relics, part of an undiscovered pre-existing world. The writer’s job is to use the tools in his or her toolbox to get as much of each one out of the ground intact as possible.”
Das ist ein schönes Bild. Ich vergleiche es meist eher mit dem Prozess des Zeichnens: Die Rohfassung ist nur eine Skizze, in der man alles Mögliche sehen kann und viele Striche auch noch stören. Im Zuge des Überarbeitens radiere und verbessere ich so lange daran herum, bis das Bild klar ist, die Linien kraftvoll sind, die Details am richtigen Platz sitzen (siehe auch mein Kommentar zu Punkt 1). Viele Autoren werfen das Bild manchmal weg und beginnen von vorn. Ich tue das nicht. Ich arbeite immer mit der ersten Skizze, die ich habe, auch wenn das heißt, manchmal endlos zu korrigieren, bis das Bild endlich fertig ist.
16. Take a break. “You’ll find reading your book over after a six-week layoff to be a strange, often exhilarating experience.”
Wenn man die Zeit dazu hat, ist das immer ein guter Rat. Man muss aber auch wissen, wann das Buch fertig ist (oder, wie die alte Redensart sagt, aufgegeben wird). Wenn man zu viel Abstand gewinnt, läuft man Gefahr, nicht mehr "drin" zu sein und auf einmal etwas Neues in der Geschichte sehen zu wollen, was aber nicht in ihr angelegt war. Ich mache selten Pausen von mehr als zwei Wochen und merke dann schon, dass es ein, zwei Tage dauert, bis ich mich wieder eingearbeitet habe.
17. Leave out the boring parts and kill your darlings. “(kill your darlings, kill your darlings, even when it breaks your egocentric little scribbler’s heart, kill your darlings.)”
Der erste Teil stimmt natürlich, der zweite aber ist ein weiterer Rat, der meiner Meinung nach maßlos überstrapaziert wird. Manchmal habe ich den Eindruck, dass "erfahrenere" Autoren unerfahrene Kollegen damit beeindrucken oder schockieren wollen. Gerade Kritiker bringen diesen Satz äußerst gerne an, um sich nicht die Mühe machen zu müssen, zu begreifen, wieso eine bestimmte Szene oder Figur dem Autor überhaupt so wichtig erscheint. Anders gesagt: Darlings sind nicht ohne Grund Darlings, und ich vermeide ihren Tod stets, wo ich kann. Fast würde ich sagen, wenn die Geschichte erfordert, einen Darling zu streichen, dann stimmt etwas mit der Geschichte nicht. Ich habe schon Tage und Wochen damit verbracht, eine Geschichte so lange zurechtzubiegen, bis einer meiner Darlings einen schönen und sicheren Platz darin fand. Häufig beginnt eine Idee für mich mit einer absurd komplizierten Schlüsselszene oder einem bestimmten Lieblingsmotiv, und ein Großteil des Arbeitsprozesses besteht darin, die passende Geschichte außenrum zu bauen.
18. The research shouldn’t overshadow the story. “Remember that word back. That’s where the research belongs: as far in the background and the back story as you can get it.”
Das ist in der Regel richtig. Manchmal ist ein gepflegter Infoblock auch etwas Schönes, aber in der Regel gewinnt die Geschichte, wenn die harten Fakten nur zwischen den Zeilen hindurchschimmern. Für die "Magier von Montparnasse" habe ich wochenlang Details recherchiert, manchmal nur, um sie in einem einzigen Nebensatz zu nennen.
19. You become a writer simply by reading and writing. “You learn best by reading a lot and writing a lot, and the most valuable lessons of all are the ones you teach yourself.”
Das ist in der Tat einer der besten Ratschläge, die mir Freunde je machten, und gilt für alles, was man sich als Ziel steckt. Wenn man Musiker werden will, fängt man eben an, sich wie einer zu benehmen, und die Dinge zu tun, die Musiker tun. Keinen interessiert, für was man sich hält. Für andere Menschen zählt immer nur, was man tut.
20. Writing is about getting happy. “Writing isn’t about making money, getting famous, getting dates, getting laid or making friends. Writing is magic, as much as the water of life as any other creative art. The water is free. So drink.”
Alles, was man tut, sollte man deshalb tun, weil man es will. Was einen nicht glücklich macht, sollte man lassen.
Monday, October 28. 2013
Helden der Kindheit
Bei der Büchergilde Gutenberg ist letzte Woche der Band Helden der Kindheit erschienen, zu dem ich einen Artikel über Captain Future beisteuern durfte. Darin erinnern sich 50 Autorinnen und Autoren ihrer prägenden Vorbilder (?) aus TV und Comic.
Der Werbetext liest sich wie folgt:
"Asterix, Indiana Jones, Pippi Langstrumpf, Superman, Winnetou… wer hatte sie nicht, seine Helden der Kindheit? Mit Begeisterung folgte man ihnen durch ihre Abenteuer, ließ die eigene Phantasie mit ihnen durchgehen. Auch wenn es sie nur auf dem Papier, hinter der Mattscheibe, auf Kassette oder im Kino gab, so wurden sie doch zu einer ganz eigenen Erinnerung an das Kindsein."
Als mich die Belegexemplare erreichten, musste ich mich erst mal eine Stunde lang hinsetzen und blättern, obwohl ich eigentlich viel zu tun gehabt hätte -- und ich glaube, das ist genau das Konzept dieses Bandes: für jeden, der die letzten Jahrzehnte nicht gerade eine von totaler medialer Deprivation geprägte Kindheit durchlief, ist was dabei. Mein bisheriges Lieblingszitat:
Kurz gesagt: dieser Band ist der optimale Geschenkartikel :)
Um die Bekanntheit dieses schönen Buchs etwas anzufeuern, gibt es mal wieder ein kleines Gewinnspiel: Ich werde eins meiner drei Exemplare verlosen. Wir mitmachen will, postet bis einschließlich nächsten Sonntag hier im Blog oder drüben bei Facebook, wer der Held seiner oder ihrer Kindheit war, und begründet das mit ein paar Sätzen im Sinne des Werbetextes: "Mal mit tränentreibender Komik, mal mit feinsinniger Beobachtung des damaligen Zeitgeistes, doch stets mit echter Begeisterung." Ich erwarte, dass ihr euch Mühe gebt :)
Reale "Helden" und Trollkommentare (ja, genau Sie, Frau Ministerin a.D.!) nehmen nicht an der Verlosung teil.
Der Werbetext liest sich wie folgt:
"Asterix, Indiana Jones, Pippi Langstrumpf, Superman, Winnetou… wer hatte sie nicht, seine Helden der Kindheit? Mit Begeisterung folgte man ihnen durch ihre Abenteuer, ließ die eigene Phantasie mit ihnen durchgehen. Auch wenn es sie nur auf dem Papier, hinter der Mattscheibe, auf Kassette oder im Kino gab, so wurden sie doch zu einer ganz eigenen Erinnerung an das Kindsein."
Als mich die Belegexemplare erreichten, musste ich mich erst mal eine Stunde lang hinsetzen und blättern, obwohl ich eigentlich viel zu tun gehabt hätte -- und ich glaube, das ist genau das Konzept dieses Bandes: für jeden, der die letzten Jahrzehnte nicht gerade eine von totaler medialer Deprivation geprägte Kindheit durchlief, ist was dabei. Mein bisheriges Lieblingszitat:
"Wir verbrachten jeden Tag ein paar kostbare Minuten miteinander, immer von 14.15 bis 14.40 Uhr. Und immer im Wohnzimmer meine Eltern. Doch die Umstände waren gegen unsere Liebe. Er war ein Star Sheriff, und ich war erst elf." (Wiebke Eymess, "Saber Rider and the Star Sheriffs")
Kurz gesagt: dieser Band ist der optimale Geschenkartikel :)
Um die Bekanntheit dieses schönen Buchs etwas anzufeuern, gibt es mal wieder ein kleines Gewinnspiel: Ich werde eins meiner drei Exemplare verlosen. Wir mitmachen will, postet bis einschließlich nächsten Sonntag hier im Blog oder drüben bei Facebook, wer der Held seiner oder ihrer Kindheit war, und begründet das mit ein paar Sätzen im Sinne des Werbetextes: "Mal mit tränentreibender Komik, mal mit feinsinniger Beobachtung des damaligen Zeitgeistes, doch stets mit echter Begeisterung." Ich erwarte, dass ihr euch Mühe gebt :)
Reale "Helden" und Trollkommentare (ja, genau Sie, Frau Ministerin a.D.!) nehmen nicht an der Verlosung teil.
- Voransichten, Leseprobe usw. gibt es alles auf der Verlagsseite.
- Auch eine Lesereise wird es geben, ich bin am 10.12. in Darmstadt dabei.
- Und Dankeschön an Stefan Mesch, der den Kontakt zum Team hergestellt hat!
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