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Monday, December 16. 2013
Preis-Los
Letzten Donnerstag habe ich in Zuckerberg City eine Umfrage mit folgendem Wortlaut durchgeführt:
Anregung hierfür war nicht zuletzt, dass ich mich in letzter Zeit mit den gerade in Internetdiskussionen häufig für zu hoch befundenen Preisen von E-Books befasst habe (zuletzt im Podcast mit Simone Dalbert und Steffen Meier), und dass mir auffiel, dass Klett-Cotta in einer aktuell laufenden Umfrage ähnlichen Inhalts vergessen haben, diesen Posten ("Was haltet ihr für einen angemessen E-Book-Preis?") abzufragen.
Natürlich ist meine Umfrage nicht repräsentativ. Das ist die von Klett-Cotta aber auch nicht – dazu müsste man schon einen wirklich zufällig gewählten Querschnitt durch die Bevölkerung hinkriegen (ja, ich hab auch mal im Call-Center gearbeitet).
Andererseits ist Facebook für mich (leider) immer noch das Portal mit der größten Reichweite. Von daher ist es für mich als Autor zumindest nicht uninteressant, die Meinung der Menschen zu erfragen, die aus welchen Gründen auch immer meiner Facebook-Seite folgen oder sie zumindest sporadisch lesen. Ich bedanke mich an dieser Stelle noch einmal bei allen, die mitgemacht haben — es war definitiv mein Post mit der größten "Reichweite" und der größten Beteiligung in like, ever.
47 Menschen haben mitgemacht. Davon waren laut flüchtigem Blick auf Namen und Avatar 23 weiblich, 21 männlich und 3 andere bzw. nicht klar zuzuordnen. Das ist ein sehr schöner Schnitt! Für die Auswertung der oft sehr frei gehaltenen Antworten bin ich grob wie folgt vorgegangen:
klare Spannbreiten wurden gemittelt. D.h. "20-25" = 22,50. unklare Spannbreiten wurden ignoriert. D.h. "Nicht mehr als 10" = 10, "weniger als 10" = 9. Extraregeln und Nebenexkurse ("ich lese im Jahr 20 Bücher im TB, aber 2009 waren auch 37 Steintafeln für mein Ägyptologie-Studium dabei") wurden ignoriert. Klare Verhältnisangaben wurden berücksichtig. D.h. "Auf zwei TB kommt bei mir ein HC" = 0,33 HC, 0,66 TB. In seltenen Fällen habe ich Antworten auch interpretiert. D.h. "Viele TB und fast so viele E-Books" = 0,6 TB, 0,4 EB. Keine Angabe = keine Angabe und nicht in Ergebnis mit eingerechnet.
Es zeigte sich zunächst, dass die Leser meiner Seite allesamt Vielleser sind. Im Schnitt (!) kam die für mich fast unglaubliche Zahl von 66 Büchern pro Jahr heraus, das heißt fünf Bücher in vier Wochen, das ganze Jahr durch. Das schaff ich nicht mal, wenn ich sämtliche Perry-Rhodan-Taschenhefte und Steintafeln mit einrechne, die ich aus beruflichen Gründen so lese. Allein tausend Bücher pro Jahr entfielen auf zwei Teilnehmerinnen. Wenn diese beiden Vielleserinnen nicht an der Umfrage teilgenommen hätten, sänke der Schnitt auf 47 Bücher pro Jahr — was immer noch sehr repektabel wäre.
Und hier nun also das Ergebnis (Zahlen sind auf volle Prozent bzw. 10 Cent gerundet):
Bemerkenswert finde ich die fast exakt gleichen Anteile von Hardcover und E-Book bei ungebrochener Vorherrschaft des Taschenbuchs, und die sehr gleichmäßige Relation der Preise hierzu (ziemlich genau das Doppelte bzw. etwas mehr als die Hälfte.)
Wenn man dem nun die zur Zeit gängige Verlagspraxis gegenüberstellt, E-Book-Preise bei etwa 80% des nächsthöheren Preises anzusiedeln, offenbart sich die tiefe Kluft zwischen Verlagspolitik und Kundenwünschen: Im Falle von Taschenbüchern sind E-Books aktuell in Kundenaugen etwa 35% überteuert (tatsächlicher Preis von € 9,10 statt idealerweise € 6,70). Im Falle von Hardcovern als Bezugsgröße ist die Diskrepanz noch extremer: Ein E-Book-Preis von € 17,60 läge mehr als 10 Euro höher als das, was Kunden im Schnitt für angemessen halten.
Für mich als Autor sind das natürlich schlechte Nachrichten: Fast die Hälfte der Leser meiner FB-Seite würden "Das Licht hinter den Wolken" wohl am liebsten als Taschenbuch erstehen, und ein Viertel von ihnen ist gezwungen, für das E-Book das Dreifache dessen zu bezahlen, was sie für angemessen erachten. Nur 27% bekommen ziemlich genau das, was sie sich wünschen. Und ich bin beileibe nicht der einzige Autor mit diesem Problem. Wir können nur hoffen, dass Verlage irgendwann E-Books nicht länger als ein neumodisches oder vielleicht gar geschäftsschädigendes Anhängsel betrachten, dessen Erwerb und Nutzung man zum Schutze des gedruckten Buches so unattraktiv wie möglich gestaltet. Das ist nämlich der Eindruck, der sich einem aufdrängt, wenn man für denselben oder fast denselben Preis wie für ein gedrucktes Buch die Nutzungsrechte an einer Datei erwirbt, die man im Falle von DRM weder verleihen noch ohne die Zuhilfenahme von Drittsoftware seitens Adobe oder Amazon überhaupt benutzen kann. Mit Kundenfreundlichkeit hat das in meinen Augen nichts zu tun.
Ich selbst habe übrigens mein ganzes Leben lang fast ausschließlich Taschenbücher gekauft (und sehr viele auch ge- und verliehen). Seit ich mein PocketBook besitze, lese ich vor allem E-Books. Und ein angemessener Preis läge für mich — genau wie für euch — bei etwa 60% des Taschenbuchpreises.
1. Wie viele Bücher lest ihr etwa im Jahr?
2. Wenn ihr euch ein Buch kauft, dann ist das meistens ein:
a) Hardcover
b) Taschenbuch
c) E-Book
3. Was haltet ihr im Schnitt für einen angemessenen Preis für ein:
a) Hardcover
b) Taschenbuch
c) E-Book
Anregung hierfür war nicht zuletzt, dass ich mich in letzter Zeit mit den gerade in Internetdiskussionen häufig für zu hoch befundenen Preisen von E-Books befasst habe (zuletzt im Podcast mit Simone Dalbert und Steffen Meier), und dass mir auffiel, dass Klett-Cotta in einer aktuell laufenden Umfrage ähnlichen Inhalts vergessen haben, diesen Posten ("Was haltet ihr für einen angemessen E-Book-Preis?") abzufragen.
Natürlich ist meine Umfrage nicht repräsentativ. Das ist die von Klett-Cotta aber auch nicht – dazu müsste man schon einen wirklich zufällig gewählten Querschnitt durch die Bevölkerung hinkriegen (ja, ich hab auch mal im Call-Center gearbeitet).
Andererseits ist Facebook für mich (leider) immer noch das Portal mit der größten Reichweite. Von daher ist es für mich als Autor zumindest nicht uninteressant, die Meinung der Menschen zu erfragen, die aus welchen Gründen auch immer meiner Facebook-Seite folgen oder sie zumindest sporadisch lesen. Ich bedanke mich an dieser Stelle noch einmal bei allen, die mitgemacht haben — es war definitiv mein Post mit der größten "Reichweite" und der größten Beteiligung in like, ever.
47 Menschen haben mitgemacht. Davon waren laut flüchtigem Blick auf Namen und Avatar 23 weiblich, 21 männlich und 3 andere bzw. nicht klar zuzuordnen. Das ist ein sehr schöner Schnitt! Für die Auswertung der oft sehr frei gehaltenen Antworten bin ich grob wie folgt vorgegangen:
Es zeigte sich zunächst, dass die Leser meiner Seite allesamt Vielleser sind. Im Schnitt (!) kam die für mich fast unglaubliche Zahl von 66 Büchern pro Jahr heraus, das heißt fünf Bücher in vier Wochen, das ganze Jahr durch. Das schaff ich nicht mal, wenn ich sämtliche Perry-Rhodan-Taschenhefte und Steintafeln mit einrechne, die ich aus beruflichen Gründen so lese. Allein tausend Bücher pro Jahr entfielen auf zwei Teilnehmerinnen. Wenn diese beiden Vielleserinnen nicht an der Umfrage teilgenommen hätten, sänke der Schnitt auf 47 Bücher pro Jahr — was immer noch sehr repektabel wäre.
Und hier nun also das Ergebnis (Zahlen sind auf volle Prozent bzw. 10 Cent gerundet):
1. Wie viele Bücher lest ihr etwa im Jahr? ~ 66
2. Wenn ihr euch ein Buch kauft, dann ist das meistens ein:
a) Hardcover 27%
b) Taschenbuch 45%
c) E-Book 28%
3. Was haltet ihr im Schnitt für einen angemessenen Preis für ein:
a) Hardcover € 22,00
b) Taschenbuch € 11,40
c) E-Book € 6,70
Bemerkenswert finde ich die fast exakt gleichen Anteile von Hardcover und E-Book bei ungebrochener Vorherrschaft des Taschenbuchs, und die sehr gleichmäßige Relation der Preise hierzu (ziemlich genau das Doppelte bzw. etwas mehr als die Hälfte.)
Wenn man dem nun die zur Zeit gängige Verlagspraxis gegenüberstellt, E-Book-Preise bei etwa 80% des nächsthöheren Preises anzusiedeln, offenbart sich die tiefe Kluft zwischen Verlagspolitik und Kundenwünschen: Im Falle von Taschenbüchern sind E-Books aktuell in Kundenaugen etwa 35% überteuert (tatsächlicher Preis von € 9,10 statt idealerweise € 6,70). Im Falle von Hardcovern als Bezugsgröße ist die Diskrepanz noch extremer: Ein E-Book-Preis von € 17,60 läge mehr als 10 Euro höher als das, was Kunden im Schnitt für angemessen halten.
Für mich als Autor sind das natürlich schlechte Nachrichten: Fast die Hälfte der Leser meiner FB-Seite würden "Das Licht hinter den Wolken" wohl am liebsten als Taschenbuch erstehen, und ein Viertel von ihnen ist gezwungen, für das E-Book das Dreifache dessen zu bezahlen, was sie für angemessen erachten. Nur 27% bekommen ziemlich genau das, was sie sich wünschen. Und ich bin beileibe nicht der einzige Autor mit diesem Problem. Wir können nur hoffen, dass Verlage irgendwann E-Books nicht länger als ein neumodisches oder vielleicht gar geschäftsschädigendes Anhängsel betrachten, dessen Erwerb und Nutzung man zum Schutze des gedruckten Buches so unattraktiv wie möglich gestaltet. Das ist nämlich der Eindruck, der sich einem aufdrängt, wenn man für denselben oder fast denselben Preis wie für ein gedrucktes Buch die Nutzungsrechte an einer Datei erwirbt, die man im Falle von DRM weder verleihen noch ohne die Zuhilfenahme von Drittsoftware seitens Adobe oder Amazon überhaupt benutzen kann. Mit Kundenfreundlichkeit hat das in meinen Augen nichts zu tun.
Ich selbst habe übrigens mein ganzes Leben lang fast ausschließlich Taschenbücher gekauft (und sehr viele auch ge- und verliehen). Seit ich mein PocketBook besitze, lese ich vor allem E-Books. Und ein angemessener Preis läge für mich — genau wie für euch — bei etwa 60% des Taschenbuchpreises.
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