Es hat nur ungefähr sechs Jahre gedauert: Seit diesem Monat ist der Doppelband "Aut Diabolus Aut Nihil"
im Blitz-Verlag erschienen. Die Bände tragen den Untertitel "Bevor Lovecraft kam: US-amerikanische Phantastik der Dekadenzzeit", und das trifft es ganz gut. Die beiden Taschenbücher aus der Reihe "Meisterwerke der dunklen Phantastik" verstehen sich als Nachfolger des seinerzeit noch als Hardcover erschienen Doppelbands
Als ich tot war. Damals waren es noch britische Geschichten, doch genau wie heute sind die meisten dieser Geschichten noch nie zuvor auf Deutsch erschienen – nicht, weil sie nichts taugten, sondern vor allem, weil kaum jemand sie kannte. Solche Geschichten aufzustöbern war eines der großen Talente der beiden Herausgeber, Frank Rainer Scheck und Erik Hauser.
Leider hat Frank Rainer Scheck das Erscheinen dieser letzten Anthologie nicht mehr erlebt – ich habe vor einem Jahr
diesen Nachruf auf ihn verfasst, und auch Erik Hauser steuerte eine Würdigung seines Schaffens für den zweiten Band von "Aut Diabolus" bei.
Dieses Buch heute in Händen zu halten ist für mich eine Reise in die Vergangenheit. Es war eines der letzten Projekte, die ich aus reiner Begeisterung und des sprichwörtlichen "Fußes in der Tür" zuliebe mitmachte; die drei Geschichten von
Vernon Lee, die ich für den Vorgängerband übersetzte, waren meine ersten veröffentlichten Übersetzungen überhaupt gewesen. Mich nun
James Branch Cabells annehmen zu dürfen, den ich erst wenige Jahre zuvor dank einer Empfehlung seitens Peter S. Beagles für mich entdeckt hatte, schien mir wie ein Ritterschlag (ich habe auch die biographische Notiz zu ihm verfasst, die der Übersetzung voransteht). Fast alle an dem Projekt Beteiligten (nicht zuletzt Matthias Mösch, mit dem ich später den
Kristallpalast ersann) waren enge Freunde aus dem Umfeld unserer Heidelberger Creative-Writing-Runde. Und auf das versprochene Geld für die Übersetzungen warten alle, die damals nicht schlau genug waren, einen Vorschuss zu fordern, noch heute.
Neil Gaiman bezeichnete "Concerning Corinna" einmal als eine seiner Lieblingsgeschichten, und ich habe mich über die gelegentlichen Anspielungen auf Cabells Werk in seinem
Sandman immer sehr gefreut. Aktuell schreibe ich an einem wissenschaftlichen Artikel über Cabell für einen Tagungsband, der ebenfalls in absehbarer Zeit erscheinen wird. Ich hoffe, dass sein Werk immer wieder die Wertschätzung neuer Leser erfahren wird, und ich dazu meinen bescheidenen Beitrag leisten durfte. Dasselbe gilt natürlich für alle Autoren in dieser Sammlung, als da wären (von der Verlagsseite kopiert):
1877 Julian Osgood Field: Aut Diabolus Aut Nihil
1878 Emma Frances Dawson: An Itinerant House
1886 Anne Crawford, Baroness Rabe: A Mystery of the Campagna
1889 William C. Morrow: His Unconquerable Enemy
1890 Thomas Russell Sullivan: The Lost Rembrandt
1894 Albert Bigelow Paine: The Mystery of Evelin Delorme
1895 William Waldorf Astor: Monsieur de Néron
1895 Ralph Cram: The Dead Valley
1896 Vincent O‘Sullivan: The Bargain of Rupert Orange
1903 Mary Wilkins Freeman: The Hall-Bedroom
1904 Robert W. Chambers: The Case of Mr. Helmer
1904 Lafcadio Hearn: The Dream of Akinosuke
1905 James Huneker: Antichrist
1907 George Sylvester Viereck: The House of the Vampire
1907 F. Marion Crawford: The King’s Messenger
1908 Gouverneur Morris: The Crocodile
1909 Julian Hawthorne: The Delusion of Ralph Penwyn
1916 James Branch Cabell: Concerning Corinna
1916 Katharine F. Gerould: Louquier’s Third Act
(Von mir stammen die Übersetzungen von Dawson, Huneker und Cabell).