Aus Zeitgründen schaffe ich es nicht, zu "Marco Polo" eine vergleichbare Subdomain wie zu meinen übrigen Romanen einzurichten. Anlässlich des kürzlich erschienenen
Taschenbuchs und der Auszeichnung mit dem
Homer-Literaturpreis 2017 wollte ich vor Jahresende aber noch ein paar Karten teilen, die ich teils für den Eigenbedarf, teils als Vorlagen für den Verlag anfertigte, die im Druck aber keine Verwendung fanden.
Die erste und wichtigste Karte, in die ich auch am meisten Arbeit investierte, ist diese Weltkarte, die unter Zuhilfenahme von
Scribble Maps entstand. Die Windrose schuf Karin Graf (für "Das Licht hinter den Wolken").
Die Route orientiert sich maßgeblich an Leonardo Olschkis
Marco Polo’s Asia: An Introduction to his »Description of the World« called »Il Milione« (Berkeley: University of California Press, 1960). Nachfolgend dazu das Verzeichnis der Ortsnamen, wie man es auch im Roman findet: links die historische (oder historisierende) Bezeichnung, rechts der heutige Namen (ich verlinke wo möglich auf die deutsche Wikipedia; häufig sind die korrespondierenden englischen Artikel aber hilfreicher). Orte in Klammern existieren (in dieser Form) heute nicht mehr.
Die für mich bemerkenswertenswertesen Erkenntnisse bei der Recherche des Reisewegs waren: 1. Die sogenannte Seidenstraße (die damals noch nicht so hieß) führte durch die wahrscheinlich lebensfeindlichsten Gegenden, die man auf dem eurasischen Kontinent findet. 2. Praktisch alles östlich von Konstantinopel und Jerusalem wurde von den Mongolen beherrscht. 3. Waren, Wissen oder zumindest Gerüchte fanden dank der "Pax Mongolica" und unerschrockener Händler ihren Weg vom Atlantik bis zum Pazifik, von Madagaskar bis nach Sibirien. 4. Europäer verstanden damals eine Menge vom Rudern (die venezianische Galeerenproduktion war enorm), aber wenn man auf dem Seeweg bis nach China wollte, fragte man besser einen Chinesen — sofern man das Glück hatte, in Persien eine Dschunke zu kriegen. 5. Marco Polo wusste mit ziemlicher Sicherheit, dass die Erde eine Kugel war (und war damit auch nicht allein — es interessierte nur niemanden, weil man nicht glaubte, dass auf der Unterseite jemand lebt: schließlich ist es da heiß und man fiele hinunter und Jesus könnte dort auch nicht hin und das ginge ja gar nicht). 6. Unsere heutige Weltreligionen sind eine ziemlich dröge Angelegenheit verglichen mit den zahlreichen christlichen, muslimischen, buddhistischen und sonstigen Splittergruppen, die insbesondere in Asien existierten. 7. Die unterschiedlichen Stadtbegriffe waren frappierend. Manche Orte auf dieser Karte waren nicht mehr als ein besseres Heerlager mit einem Tempel in der Mitte. Andere waren Weltstädte; Quinsai besaß rund eine Million Einwohner.
Akkon >
Akkon, Israel
Angamanain >
Andamanen, Indien
Annam & Champa >
Vietnam
Balkh >
Balch, Afghanistan
Bukhara >
Buchara, Usbekistan
Cambay >
Khambhat, Gujarat, Indien
Campichu >
Zhangye, Gansu, China
Candia >
Iraklio, Kreta
Chorcha >
Mandschurei, China
Cipangu >
Japan
Coilum >
Kollam, Kerala, Indien
Curzola >
Korčula, Kroatien
Drachenzahntor > (
Long Ya Men, Singapur)
Eli >
Payyanur, Kerala, Indien
Fancheng & Saianfu >
Xiangyang, Hubei, China
Ferlek >
Perlak, Aceh, Indonesien
Herat >
Herat, Afghanistan
Hormuz > (
Hormus, Iran)
Kaifeng >
Kaifeng, Henan, China
Kap von Comari >
Kap Komorin
Karakorum > (
Karakorum, Mongolei)
Kashgar >
Kaxgar, Xinjiang, China
Kauli >
Korea
Kerman >
Kerman, Iran
Kesmacoran >
Makran, Iran/Pakistan
Khanbalik >
Peking
Khotan >
Hotan, Xinjiang, China
Klein-Java >
Sumatra, Indonesien
Kobinan >
Kuhbanan, Iran
Konstantinopel (Byzanz) >
Istanbul, Türkei
Laias >
Yumurtalık, Türkei
Lop > (
Wüste Lop Nor)
Madeigascar >
Madagaskar
Mien >
Myanmar
Modon >
Methoni, Peloponnes
Oase am Jadetor >
Mondsichelsee; Dunhuang, Gansu, China
Quinsai >
Hangzhou, Zhejiang, China
Ragusa >
Dubrovnik, Kroatien
Saba >
Saveh, Iran
Sabbioncello >
Pelješac, Kroatien
Samarkand >
Samarkand, Usbekistan
Sapurgan >
Scheberghan, Afghanistan
Sarai > (
Sarai, Russland)
Scotra >
Sokotra, Jemen
Seilan >
Sri Lanka
Semenat >
Somnath, Gujarat, Indien
Soldaia >
Sudak, Krim
Sondur und Condur >
Côn Đảo, Vietnam
Tabas >
Tabas, Iran
Tabriz >
Täbris, Iran
Tana >
Thane, Maharashtra, Indien
Tebet >
Tibet
Trapezunt >
Trabzon, Türkei
Xanadu > (
Shangdu, Innere Mongolei, China)
Yazd >
Yazd, Iran
Zayton >
Quanzhou, Fujian, China